Was sie
über Weidepflege wissen sollten.
„Nicht alles, was glänzt, ist Gold“ sagt man
und: nicht alles, was grün ist, ist eine
Pferdeweide!!
Am
liebsten verbringen wir unsere Freizeit
natürlich mit Reiten. Aber in Anbetracht der
Tatsache, dass die Qualität einer Weide als
Haupt-Nahrungslieferant für unsere Pferde von
größter Bedeutung ist, lohnt es sich, der
Beschaffenheit und der Pflege von Weiden etwas
mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Gutes Grundfutter in Form von frischem Gras im
Sommer und dem daraus gewonnenen Heu oder der
Heulage im Winter ist die Grundlage jeder
Rationsgestaltung und trägt einen großen Anteil
zur Gesundheit und Leistungsfähigkeit unserer
Pferde bei.
Mit
Beginn des Frühjahrs endet die Vegetationspause
und wer sich noch keine Gedanken zu den
Pflegemaßnahmen und der Bewirtschaftung seiner
Weide gemacht hat, für den wird es jetzt höchste
Zeit dies nachzuholen. Die folgenden Hinweise
sollen dafür eine kleine Hilfestellung geben.
Je
nach Ausgangssituation ergeben sich die
unterschiedlichsten Pflegemaßnahmen. Pauschale
Angaben machen wenig Sinn.
Zunächst ist eine Bestandsaufnahme
notwendig.
Allem voran steht die Bodenuntersuchung.
Sie gibt Aufschluss über die Nährstoffe, die den
Pflanzen im Boden zur Verfügung stehen und
bildet die Grundlage der späteren
Düngemaßnahmen.
Zum
Entnehmen von Bodenproben benutzt man einen sog.
„Probennehmer“, den man sich z.B. bei
Landhandelsunternehmen, landwirtschaftlichen
Genossenschaften und anderen Partnern der
Landwirtschaft ausleihen kann. Dort erfahren
sie auch, wie man die Proben entnimmt und können
diese später zur Weiterleitung an ein
Untersuchungslabor wieder abgeben. Die
Untersuchungsergebnisse erhalten sie einige
Zeit später per Post.
Spätestens alle vier Jahre sollte man Proben
ziehen. Empfehlenswert ist das zeitige
Frühjahr, sobald der Frost aus dem Boden ist.
Wenn die Proben im Herbst gezogen werden,
könnten durch lange Niederschlagsphasen bis zum
Vegetationsbeginn noch viele Nährstoffe
ausgespült werden.
Liegen nun die Ergebnisse vor, ist der Laie am
besten beraten, wenn er sich von
Landhandelsunternehmen oder Genossenschaften
oder der DSV (Deutschen Saat Veredelung) einen
„Grünlandfachmann“ kommen lässt.
Seine Beratung basiert auf den
Untersuchungsergebnissen und ist Service des
Unternehmens, wenn man über dieses auch später
die empfohlenen Produkte bezieht. Die weit
verbreitete Meinung ein bisschen Stickstoff
wird’s schon richten, ist ein großer
Irrglaube. Nur wenn alle Nährstoffe im
richtigen Verhältnis zueinander angeboten
werden, erfolgen das gewünschte
Pflanzenwachstum und die gewünschte
Pflanzenqualität. Der Berater kennt alle am
Markt angebotenen Düngersorten und wird die
passenden empfehlen. Am Ende werden die
Düngersorte, die Düngermenge pro ha und der
Ausbringungszeitraum festgelegt.
Ist
die dazu notwendige Technik nicht vorhanden,
finden sie Hilfe bei Maschinenringen und
landwirtschaftlichen Lohnunternehmen.
Neben der Bodenuntersuchung ist die Zusammensetzung
des Pflanzenbestandes von großer Bedeutung.
Es macht wenig Sinn, sich über die
Pflegemaßnahmen einer „Weide“ Gedanken zu
machen, wenn sie nur aus Unkraut und
minderwertigen Gräsern besteht. Dies lässt sich
natürlich nur während der Vegetationszeit
feststellen.
Es
gilt zu ermitteln, welche Gräsersorten vorhanden
sind, wie die Qualität der Grasnarbe beschaffen
ist, wie hoch der Grad der Verunkrautung ist
und ob Giftpflanzen vorhanden sind. ( z.B.
Jakobskreuzkraut!)
Wer
sich mit den Pflanzen des Grünlands nicht
auskennt, sollte sich wieder an einen
Grünlandberater wenden und seine Hilfe in
Anspruch nehmen. Verabreden sie sich mit ihm bei
Bedarf zu einer ersten Grünlandbegehung evt.
schon kurz vor der Löwenzahnblüte, falls hier
schon die ersten Pflanzenschutzmaßnahmen
notwendig werden.
Wer
am Pflanzenschutz spart, spart am falschen
Ende. Bedenken sie, dass jede Unkrautpflanze
einer wertvollen Futterpflanze den Platz
stiehlt.
Lassen sie Pflanzenschutzmaßnahmen nur vom
Fachmann durchführen. Er verfügt über die nötige
Sachkunde und kennt die Gesetzeslage.
Mechanische Pflegemaßnahmen
Aber
nicht alle Pflegemaßnahmen müssen vom Fachmann
durchgeführt werden. Wenn die entsprechende
Technik zur Verfügung steht oder evt. noch
angeschafft werden soll, können sie im Frühjahr,
sobald die Weiden abgetrocknet sind, mit dem
Abschleppen beginnen.
Ziel
ist es, die Maulwurfshügel einzuebnen und die
Verfilzungen der Grasnarbe aufzulockern. Achten
Sie auf den richtigen Zeitpunkt. Wenn die Erde
beim Einebnen nicht krümelig auseinanderfällt,
ist der Boden noch zu naß. Ein „glatt
schmieren“ der Maulwurfshügel muss vermieden
werden. Das Einebnen der Maulwurfshügel
reduziert die Verschmutzung des späteren
Erntegutes.
Jede
Lücke in der Grasnarbe bietet den Unkrautsamen
Platz zum Auflaufen. Anzustreben ist eine
geschlossene Grasnarbe . Da sich einzelne
Lücken auf einer Pferdeweide aber kaum vermeiden
lassen (Maulwürfe, Trittschäden), sollten diese
möglichst zügig mit Gras-Saat versehen werden.
Empfohlen werden 5-10 kg pro ha Nach-,
Reparatur- oder Übersaat für Pferdeweiden
jährlich. Dafür werden spezielle
Saatgutmischungen angeboten. Wer nicht über
einen Saatenstreuer verfügt kann das Saatgut
auch dem Dünger beimischen.
Am
besten bietet sich eine Nachsaat in Verbindung
mit dem Abschleppen der Weide im Frühjahr oder
Herbst an. Besondere Bedeutung kommt der
Nachsaat zu, wenn eine Ernte vor dem Aussamen
der Gräser stattfindet. Die vorhandene Grasnarbe
würde veralten. Zusätzlich werden häufig durch
Fehlbewirtschaftung und ungünstige
Standortbedingungen einzelne Gräserarten zu
Gunsten anderer Arten verdrängt. Um diesem
Prozess entgegen zu wirken und eine Gräser-
und Kräutervielfalt zu erhalten, ist da
jährliche Ausbringen einer Nachsaat von
Bedeutung.
Die
bessere Alternative zum Abschleppen der Weide
mit der „Weidenschleppe“ ist das Striegeln
. Vorteil des Weidestriegels ist eine
bessere Belüftung des Bodens. Auch hier kann
zeitgleich in einem Arbeitsgang zusätzlich die
Nachsaat ausgebracht werden.
Je
nach Witterung finden diese Arbeiten von Ende
März bis Anfang/Mitte April statt.
Nach
dem Schleppen oder Striegel folgt ggf. das
Walzen der Weiden.

Ziel
ist es, den vom Frost hochgefrorene Boden wieder
anzudrücken, um für die Pflanzen den Anschluss
an das Kapillarsystem des Bodens wieder
herzustellen. Bei zu nassen Bodenverhältnissen
ist das Walzen schädlich, bei zu trockenen
sinnlos. Das Anwalzen sollte genau zu dem
Zeitpunkt stattfinden, wenn der Boden noch über
so viel Feuchte verfügt, dass sich ein
Schuhabdruck auf der Erde gut abzeichnet.
Wichtig beim Walzen ist das langsame Fahren ( 4
– 6 km/h). Achtung, wenn sich das Gras bereits
im Wachstum befindet, ist es für das Walzen
schnell zu spät.
Die
weiteren Pflegemaßnahmen hängen von der Art und
der Intensität der Nutzung des Aufwuchses ab.
Dient der erste Aufwuchs der
Winterfuttergewinnung, folgt im Anschluss
lediglich bei Bedarf eine Düngergabe für den
zweiten Aufwuchs.
Wird
der Aufwuchs jedoch durch die Pferde abgeweidet,
ist eine Parzellierung der Weidefläche
sinnvoll. Nur so lassen sich kurze Fresszeiten
und lange Ruhezeiten, um den Pflanzen
ausreichend Zeit zum Nachwachsen zu geben, für
die Flächen realisieren. Pferde fressen sehr
selektiv. Stehen sie zu lange auf einer
Weidefläche, nagen sie ihre Lieblingsgräser bis
auf die Wurzel ab, während andere Stellen keine
Beachtung mehr finden. Dies gilt es zu
vermeiden, um die Grasnarbe nicht zu schädigen.
Ist eine Weideparzelle abgefressen wird sie
nachgemäht, um das Aussamen von Unkräutern zu
verhindern und den berüchtigten Geilstellen
vorzubeugen. Nicht zu kurz mähen, damit sich die
Grasnarbe schneller erholen kann ( Schnitttiefe
ca. 8 cm). Beim Ausmähen mit einem
Mulcher wird nicht nur das Mähgut zerkleinert
und verteilt, auch die „Pferdeäppel“ werden auf
der Weide verteilt, wenn sie nicht vorher
abgesammelt wurden.
Ob
das Absammeln der Pferdeäppel sinnvol l ist,
hängt vom Weidemanagement und der Bestandsgröße
ab. Hier stehen sich Weidehygiene und
Nährstoffentzug gegenüber.
Zum Ende der Weidesaison werden die Flächen ein
letztes Mal aus- bzw. nachgemäht und sauber in
die Winterpause geschickt. Diese Ruhezeit von
ca. 6 Monaten dient der Regeneration der
Grasnarbe und sollte unbedingt eingehalten
werden.
Wer
Zeit, Engagement und nicht zuletzt auch Geld in
ein gutes Weidemanagement steckt, wird für
seine Mühen schnell belohnt.
Erfolgreiches Weidemanagement liefert bestes
Futter und eine solide Basis für gesunde Pferde.
(Foto Pferdeweide?)
In
diesem Sinne wünsche ich allen Pferdehaltern
eine gute Weidesaison!
Barbara Eckhoff |